„Bei einem unproblematischen Selbstwertgefühl ist die Freude unser Motor, nicht die Angst. Wir möchten Glück erfahren und nicht Leid vermeiden. Wir sind bestrebt, unsere Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen und lassen uns nicht vorrangig von dem Motiv leiten, Dinge zu vermeiden oder uns zu rechtfertigen. Unser Motiv ist nicht, unseren Wert zu »beweisen«, sondern unsere Möglichkeiten zu leben.“ – Nathaniel Branden

Ein wichtiger Aspekt jeder ernst gemeinten Persönlichkeitsentwicklung ist der Aufbau eines starken Selbstwertgefühls. Die meisten Menschen denken hierbei sicherlich an den gebräuchlicheren Begriff des Selbstbewusstseins.

Und tatsächlich ist der Unterschied gar nicht so groß. Denn wenn du „dir selbst bewusst“ bist, bist du bereits auf einem sehr guten Weg zu einem starken Selbstwertgefühl.

Selbstbewusstsein sagt schließlich nichts anderes aus, als dass du dir selbst in allen deinen Facetten äußerst bewusst bist, zum Beispiel wie deine Mimik und Gestik auf andere Menschen wirken und wann du dazu neigst, wütend, traurig, enttäuscht, aber auch fröhlich, liebevoll und euphorisch zu sein.

Mit zunehmendem Selbstbewusstsein geht dann meist ganz selbstverständlich einher, dass du nachhaltig in deinem Selbstwert bestärkt wirst. Du lernst, alle deine Stärken und Talente zu akzeptieren, die du möglicherweise bisher unbewusst relativiert hast mit Aussagen wie „Ach, so gut bin ich darin doch gar nicht“ oder „Andere können das doch sowieso besser“.

Und genauso erkennst du, dass dich auch deine Freuden, Ängste und Schwächen zu einem wertvollen Menschen machen.

Und das Beste daran ist:

Die Eigenschaften, die du jetzt noch als „negativ“ an dir empfindest, die dich vielleicht sogar völlig in deinem Denken und Handeln einnehmen, kannst du mit einem wachsenden Selbstwertgefühl entweder völlig akzeptieren.

Es geht häufig sogar noch viel besser:

Mit mehr Selbstwertgefühl wächst du schlichtweg über deine Probleme hinaus! Zack, überholt, vergessen. Ganz einfach…

Auf einmal sind deine alten Probleme, Ängste und Sorgen von gestern einfach verschwunden, weil du keine Energie mehr in sie investieren musst. Denn du bist jetzt größer als sie!

Und du hast es nicht mehr nötig, auf jedes kleine Drama im Leben einzusteigen.

Eine weitere Sache, die ich in Bezug auf ein erhöhtes Selbstwertgefühl besonders interessant finde, ist, dass die Kongruenz zwischen deinem Selbstwertgefühl und deinen Zielen und Visionen für das Leben immer mehr in Einklang kommt.

Durch mehr Selbstwertgefühl wird dein Erfolg allmählich zur selbsterfüllenden Prophezeiung.

Ab einem gewissen Punkt wirst du automatisch denken: Ich mach‘ es einfach!

Klingt alles soweit nach einer guten Sache, nicht wahr?

Ich will dir aber auch nichts vormachen, denn in den meisten Fällen ist der Aufbau solch eines großen Selbstwertgefühls ein ziemlich langwieriger Prozess, der nicht direkt von heute auf morgen fruchtet.

Der Prozess sorgt aber dennoch ziemlich schnell dafür, dass dein persönliches Wohlbefinden spürbar wachsen wird. Wenn du dich schon viel mit Persönlichkeitsentwicklung befasst hast, wirst du wissen, dass länger währende Prozesse völlig normal sind und letzten Endes dazu beitragen, neue Erkenntnisse wirklich tief in dir zu verankern.

Das Positive an einem länger währenden, stetig wachsenden Selbstwertgefühl ist, dass du dabei sehr authentisch bleibst. Und Authentizität ist wirklich attraktiv.

Als kleine Abkürzung stelle ich dir jetzt fünf Hilfsmittel vor, die deinem Selbstwertgefühl einen ordentlichen Schub nach oben geben werden.

Tipp 1: Meditiere regelmäßig

Auf dem ersten Platz dieser Liste ist die Meditation. Sie mag vielleicht aktuell ziemlich in Mode gekommen sein, aber das nicht ohne Grund. Denn regelmäßiges Meditieren bewirkt enorm viel in Bezug auf dein Selbstwertgefühl.

Ich schlage nicht vor, dass du direkt zwei Stunden täglich meditieren musst, damit du möglichst schnell einen Zustand der Erleuchtung erreichst („möglichst schnell“ und „erreichen“ sind in diesem Kontext sowieso kontraproduktiv).

Es geht hier vielmehr darum, dass du dir regelmäßig einfach einmal fünf bis 20 Minuten Zeit nimmst, eine Fixierung außerhalb deiner Gedanken suchst (ich nehme hier gerne meinen eigenen Atem) und dich selbst möglichst bewusst, aber ohne jegliche Wertung, wahrnimmst.

Diese Übung wird dir einerseits dabei helfen, wieder herunterzukommen („Neustart deines Systems“) und andererseits wirst du unterbewusst den Kontakt zu dir selbst verstärken. Denn gerade bei dem Thema Selbstwertgefühl läuft besonders viel im Unterbewusstsein ab.

Tipp 2: Kenne dein Wertesystem

Für ein gesundes Selbstwertgefühl ist es wichtig, sich seiner inneren Werte bewusst zu werden. Auch dies kann ein längerer Prozess sein und die Werte können sich im Laufe der Zeit durchaus verändern.

Beispiele für Werte, nach denen man leben kann, sind Gesundheit, Dankbarkeit, Liebe, Achtsamkeit, Aufrichtigkeit, Nachhaltigkeit, Sicherheit, Abenteuer… der Palette sind kaum Grenzen gesetzt. Wenn du dir deiner eigenen Werte, nach denen du lebst (oder leben möchtest), erst einmal bewusst bist, wird es dir viel leichter fallen, mit dir selbst „integer“ zu sein.

Persönliche Integrität bedeutet, dass deine Worte und dein Verhalten übereinstimmen. Ist dies nicht der Fall, belügst du dich häufig selbst, was eine Abwärtsspirale für dein Selbstwertgefühl einleiten kann.

Nimm dir daher ruhig etwas mehr Zeit und schreibe dir alle deine Werte auf, nach denen du bereits lebst oder ab jetzt leben möchtest. Dadurch wirst du dir deines Wertesystems viel mehr bewusst und kannst mehr im Einklang mit ihnen leben.

Ein gutes Buch, welches tiefer in diese Materie eindringt, ist „Das Robbins Power Prinzip“ von Anthony Robbins.

Tipp 3: Nimm deine Emotionen bewusst wahr

Menschen haben Emotionen. Das macht uns nun einmal menschlich. Es ist fatal, wenn wir uns dieser Menschlichkeit entziehen und unsere Emotionen nicht wertschätzen. Das gilt für die positiven, aber besonders auch für unsere unerwünschten, negativen Emotionen wie Schuld, Scham, Angst, Schmerz, Enttäuschung oder Wut.

Ich sage nicht, dass du jedem Reflex von Wut nachgeben sollst, um anderen Menschen Schaden zuzufügen. Aber es ist wichtig, bewusst wahrzunehmen, dass du gerade diese Emotion spürst und sie als solche akzeptierst.

Dadurch gibst du der Emotion einen Kanal, über welchen du sie langfristig konstruktiv einsetzen kannst (z.B. künstlerisch, sportlich) und über den sie ihre Energie stetig abgeben kann, um sich nicht über Jahre hinweg in dir anzustauen.

Verdränge deine Emotionen nicht durch „Ablenkungsmanöver“ wie reflexartigem Fernsehen, Rauchen oder Trinken!

Mache es dir zur Angewohnheit im Alltag, dass du eine größere Emotion immer, wenn du sie kommen spürst, wirklich bewusst als solche wahrnimmst. Bei den negativen Emotionen wirst du merken, dass sie sich viel schneller und gesünder wieder auflösen, als wenn du versuchst, sie aktiv zu verdrängen oder zu bekämpfen.

Tipp 4: Schreibe Dinge nieder

Niedergeschriebenes hilft dir, Dinge im Unterbewusstsein zu verankern und deinen Fokus festzulegen. Dein Gehirn wird nachhaltig auf die Wahrnehmung von Positivem umprogrammiert. Du musst dazu nicht täglich einen Roman, ja noch nicht einmal ein ganzes Blatt Papier füllen.

Es gibt verschiedene Methoden, die alle auf ihre Art hilfreich sind. Beispielsweise kannst du dir ein Glückstagebuch anlegen, in welches du jeden Abend ganz kurz die Dinge aufschreibst, für die du an diesem Tag dankbar warst und die dich glücklich gemacht haben.

Oder Du nimmst Dir regelmäßig Zeit, um über dein bisheriges Leben nachzudenken und alles zu dokumentieren, was in deinem Leben „besonders“ war. Dies können Situationen oder Gedanken sein, in denen du Lachkrämpfe hattest, wo du besonders ehrfürchtig warst, wo du gestaunt hast, wo du richtig im Flow warst, wo du ergriffen warst und so weiter. Du wirst erstaunt sein, wie interessant dein Leben doch eigentlich jetzt schon war, wenn du die kleinen Wunder in deinem Leben emotional zu beschreiben lernst.

Eine gezielte Methode, die mit Niederschreiben und Selbstwertgefühl zu tun hat, entwickelte der Psychotherapeut und Autor Nathaniel Branden. Seine „Satzergänzungsmethode“ zielt darauf ab, sich durch das schnelle Ergänzen angefangener Sätze mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Währenddessen soll nicht groß über das Geschriebene an sich nachgedacht werden, sondern einfach die ersten sechs Satzendungen niedergeschrieben werden, die einem spontan einfallen, um danach wieder zu seinem gewohnten Alltag überzugehen. Auch hier ist das Ziel das unterbewusste Setzen des Fokus auf die Dinge, die einen persönlich wachsen lassen. Diese Übung dauert an fünf Tagen in der Woche jeweils nur etwa zehn Minuten. Ein 31-Wochen-Programm beschreibt Nathaniel Branden in seinem Buch „Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls“.

Passend zu diesem Thema erklärt Sebi dir in diesem Video das Glückstagebuch, eine Methode, die sowohl dein Selbstwertgefühl stärkt, als auch deinen Glücksmotor antreibt.

Tipp 5: Genieße das Alleinsein

Wer sich selbst liebt und wertschätzt, der hat keine Probleme, mit sich alleine zu sein. Derjenige genießt sogar das Alleinsein, weil er sich wieder in seiner inneren Mitte zentrieren kann, um mit neuer Kraft unter Menschen zu kommen und seine Ziele weiter zu verwirklichen. Er braucht keinen Lebenspartner, um glücklich zu werden, denn für ihn ist ein Lebenspartner ein wundervolles I-Tüpfelchen in seinem sowieso schon glücklichen Leben.

Und Alleinsein bedeutet tatsächlich nicht, einsam zu sein.

Deine Zeiten des Alleinseins solltest du natürlich auch möglichst bewusst nutzen. Zum Beispiel, indem du ganz bewusst an den vier erstgenannten Tipps arbeitest.

Zum Thema „Alleinsein“ kann ich dir wärmstens das Buch „Liebe, Freiheit, Alleinsein“ von Osho empfehlen.

Die spannende Reise zu dir selbst!

Diese fünf fundamentalen Tipps sind Dinge, die du intellektuell schon verstehst, aber du wirst mit der Zeit viel tiefgreifendere Erkenntnisse gewinnen.

Und dadurch viele „Aha“-Erlebnisse haben.

Du wirst merken, dass hinter all dem, was du vom Kopf her verstehst, eine viel stärkere Kraft steckt, die emotional und unterbewusst begründet ist.

Genieße diese spannende Reise zu dir selbst!